1. Finden der Praktikumstelle
Ich habe meine Praktikumstelle durch den Praktikumordner der Uni gefunden. Im Kurzbericht fand ich heraus, dass man in Tanzania (Kitahya) für eine Vorschule arbeiten kann. In dieser Schule werden hauptsächlich Waisenkinder betreut die auf die Grundschule vorbereitet werden sollen. Vorbereitung deshalb, weil in den Grundschulen Frontalunterricht durchgeführt wird und nicht auf stärken oder schwächen einzelner Schüler eingegangen werden kann. Im Kindergarten sollen den Kids spielerisch die Grundlagen (Rechnen, Schreiben, Lesen, Kiswahili, ein bisschen Englisch) beigebracht werden. Weiterhin habe ich mich auf der Website unter www.soclose.de über die Arbeit informiert. Nach einigen Telefonaten mit Sandy (Drahtzieherin der Organisation in Deutschland) war geklärt in welchem Zeitraum ich in Kitahya arbeiten kann, was meine Aufgaben sind und wie sich mein Alltag dort gestalten wird und nach kurzer Zeit hielt ich schon meine Praktikumsbestätigung in den Händen.
2. Finanzierung und Reisevorbereitung
Da das dreimonatige Praktikum »Pflichtveranstaltung« des Hauptfachs Afrikanistik ist, war es möglich Unterstützung in Form von Auslandsbafög zu erhalten, doch abgesehen davon wurde alles, vom Flug bis zur Unterkunft, selbst finanziert. Einen erheblichen Teil der Kosten verursachte die medizinische Vorsorge in Form von unzähligen Impfungen und Medikamenten. Ich bin Mit dem Zug( im Flugticket mit inbegriffen) nach Frankfurt gefahren und von dort aus über Dubai nach Entebbe/Uganda geflogen. Von Entebbe aus ging es mit dem Taxi nach Kampala, wo ich die nächsten beiden Tage im »Backpackers« verbracht habe. Von Kampala aus ging es mit dem Bus weiter bis Bukoba (ca. 6 Stunden Fahrt). Dort wurde ich glücklicher Weise von meiner Gastmutter abgeholt.
Die Reise war unproblematischer als ich dachte, alles hat wunderbar geklappt.
5. Die Familie
Die Gastfamilie bei der ich untergebracht war lebt in Kitahya, ca. 1 ½ Stunden von Bukoba entfernt und besteht aus Babu, Jescar, Jackie, Bridget, Brighti, Upendo und Res. Sie leben auf einem »Dreikanthof« und bewirtschaften Bananen- und Maisfelder und ein Vanillefeld. Außerdem findet man auf dem Hof eine Hand voll Ziegen und Hühner, einen Hund und eine Kuh. Auf dem Hof gibt es kein fließend Wasser und keinen Strom, doch das stellte sich zu meiner Überraschung als kleinstes Problem heraus, denn man gewöhnt sich unwahrscheinlich schnell an dieses, für uns, einfache Leben und fühlt sich wohl. Eine meiner größten Ängste war der Mangel an Kommunikation, da mein Kiswahili ehr kläglich war. Doch auch das war kein Problem, da mich die Kids sofort eingebunden und drauf los geplappert haben, so dass man keine andere Wahl hat als sich mit ihnen zu unterhalten. Außerdem habe ich von Babu Nachhilfe bekommen. Nach kurzer Zeit konnte ich mich recht gut verständigen und die meisten Leute im Dorf haben auch auf das lückenhafte Vokabular Rücksicht genommen.
6. Leben und Arbeiten im Dorf
Meine Arbeit bestand hauptsächlich darin die Kids zu unterrichten. Zu dieser Zeit waren wir drei Lehrer mit ca. 48 Kindern. Wir haben sie in drei Gruppen aufgeteilt, da unterschiedliche Fortschritte bestanden und die Arbeit leichter zu koordinieren war. Obwohl die meisten Kids kein Kiswahili, sondern nur Kihaya sprechen, war es relativ einfach ihnen Aufgaben zu vermitteln. Doch es gab auch einige Schwierigkeiten, so zum Beispiel ist es schwer den Kindern etwas zu erklären, wenn sie es nicht verstehen. Ich konnte ihnen nur mit Jescars Hilfe den Unterschied zwischen Addieren und Subtrahieren klar machen, da den Kids das nötige Kiswahili fehlte und ich kein Wort Kihaya sprechen konnte. Auch bei Zwischenfragen der Kinder musste ich mich immer wieder an Jescar wenden. Diese Art zu kommunizieren ist zeitaufwendig und auch etwas störend, weil man ständig unterbrechen muss um nach zufragen und die Kinder dadurch leicht das Interesse und die Konzentration verlieren. Leider weiß ich aber keine Lösung für dieses Problem.
Weiterhin hat mich die Unterrichtsmethode von Jescar etwas gestört bzw. überrascht, denn auch sie unterrichtet frontal, die Kinder beten Auswendiggelerntes vor sich her, können es aber nicht nachvollziehen und Zusammenhänge verstehen. Außerdem lässt Jescars Konzentration genauso oft nach wie die der Kinder. Manchmal hat sie sich Stunden lang anderweitig beschäftigt, während die Kids auf die Tafel starrten und warteten, oder sie hat den Klassenraum verlassen und war eine ganze Zeit verschwunden. Das Problem daran ist, dass die Kleinsten nicht voran kommen und die restlichen Kinder »auf den Tischen tanzen« , weil sie vor den Praktikanten weitaus weniger Respekt haben, als vor Jescar. (was wohl daran liegt, dass sie von uns keine Ohrfeigen zu erwarten hatten und daher keine Angst hatten…was übrigens auch eine Erziehungsmethode war die mir das Herz bluten lassen hat, da ich es nicht erwartet hatte, weil ich mit einer Organisation arbeite die sich um Waisen kümmert und sich für die Rechte von Kindern einsetzt)
Weiterhin war es meine Aufgabe den Schulbau »zu überwachen«, ein bisschen Druck zu machen. Leider muss ich auch hier sagen, dass die Zusammenarbeit nicht immer einfach war. Das primäre Problem war die Finanzierung, natürlich ein Problem wofür man niemanden verantwortlich machen kann, weil die Arbeit ja auf Spenden basiert. Allerdings ging es auch nicht voran, als wir wieder Geld für den Bau hatten. Auf ständige Fragen hin ob Bauarbeiter verständigt wurden, bekam man Tage lang nur die Antwort, dass man sich kümmern würde. Auch auf Bitten hin endlich Material zu bestellen und Leute um Mithilfe zu bitten bekam man nur ein Lächeln. Das war eines der frustrierenden Dinge des Praktikums. Natürlich war mir klar das die Mentalität eine andere ist, aber ich fand es traurig, dass man nicht ernst genommen wird und gegeneinander arbeitet. Mich hat außerdem enttäuscht, dass Jescar die einzige der Organisation ist, die präsent ist und sich kümmert. Denn wie ich erfahren habe gibt es an die 15 UWAKIKI- Mitglieder in der näheren Umgebung, von denen sich nur ein bis zweimal eine geringe Auswahl blicken lassen hat. Durch solche Kleinigkeiten hat sich die Arbeit erschwert, man konnte keine Termine einhalten und zeitweise kam man sich sehr nutzlos vor.
Davon abgesehen gehörte es weiterhin zu meinen Aufgaben verschiedene Leute zu besuchen. Die Besuche waren für mich eine interessante Erfahrung, weil ich sehen konnte wie die Menschen im Dorf leben und obwohl man sich manchmal fehl am Platz vor kam, weil man oft kaum angesehen wurde, war es eine nette Geste und vielleicht eine nette Abwechslung oder eine kleine Aufmunterung im Alltag dieser Menschen. Die Familien die ich besucht habe waren alles sehr nett und ich habe großen Respekt vor ihnen, da die Lebensumstände für unsereins teilweise schockierend sind und die Menschen trotzdem nicht verzweifelt sind und die Lebenslust nicht verloren zu haben scheinen. Auf dem Hof habe ich mich ins Alltagsleben integriert indem ich bei der Hausarbeit geholfen habe. Allerdings ist es ein Kampf eine Aufgabe zu bekommen, da man auf die Frage hin ob man Helfen kann immer ein NEIN bekommt. Man musste sich eben die Kanister schnappen und auf eigene Faust Wasser holen gehen oder sich einfach mit an die Waschschüssel stellen.
7. Fazit
Wenn ich bedenke, welche Ängste ich vor diesem Praktikum ausgestanden habe, muss ich im Nachhinein immer lachen, denn im Gegensatz zu meinen Befürchtungen war das Praktikum eigentlich sehr unproblematisch. Ich habe wunderbare Landschaften gesehen und sehr nette Menschen kennen gelernt. Ich habe immer Leute gefunden, die mir weitergeholfen haben, wenn ich eine Frage oder ein Problem hat. Ich habe eine mich sehr schnell an das Leben in einer afrikanischen Familie gewöhnt und sogar auch etwas von der »polepole- Mentalität« übernommen. Ich habe meine Kiswahilikenntnisse verbessert und eine andere Sicht der Dinge gewonnen und vor allem habe ich gemerkt mit wie wenig der Mensch auskommen kann um glücklich zu sein. Afrika war eine super Erfahrung und ich kann wirklich jedem empfehlen in Kitahya ein Praktikum zu machen, weil man von allem etwas mitbekommt (Alltag, Arbeit…) Allerdings sollte man sich auch ein paar Bücher mitnehmen, weil es Zeiten gibt in denen man absolut nichts zutun hat.